Wer ein Haus baut oder renoviert, steht früher oder später vor der Frage: Welche Rohrgröße ist eigentlich die richtige? Besonders bei Trinkwasserleitungen taucht immer wieder die Überlegung auf, ob man 16mm oder 20mm Wasserleitungen verwenden sollte. Auf den ersten Blick scheint der Unterschied gering. Doch in der Praxis hat die Entscheidung Einfluss auf Wasserdruck, Durchflussmenge und sogar auf die Hygiene im Leitungssystem.
Ich habe im Laufe der Jahre viele Installationen gesehen, von kleinen Reihenhäusern bis zu großen Mehrfamilienbauten. Und immer wieder zeigt sich: Die Wahl der richtigen Rohrdimension ist kein Detail, sondern entscheidend für die spätere Nutzung. Lassen Sie uns also Schritt für Schritt durchgehen, worauf es ankommt und wann welche Leitung wirklich Sinn ergibt.
Das Wichtigste zuerst
- 16mm Leitungen reichen in vielen Fällen aus, besonders für kurze Strecken und einzelne Zapfstellen.
- 20mm Leitungen sind besser, wenn längere Strecken oder mehrere Verbraucher gleichzeitig versorgt werden sollen.
- Wichtig ist nicht nur der Durchmesser, sondern das gesamte System, also Leitungslängen, Druckverluste und Entnahmestellen.
Warum der Rohrdurchmesser so wichtig ist
Ein Wasserrohr ist mehr als nur ein Kanal, durch den Wasser fließt. Seine Dimension entscheidet über den Druck, die Fließgeschwindigkeit und die Geräuschentwicklung im gesamten System.
Wenn das Rohr zu klein gewählt wird, kann es bei gleichzeitiger Nutzung mehrerer Wasserhähne zu Druckverlusten kommen. Das kennen viele aus der Praxis: Dreht jemand im Bad die Dusche auf, und in der Küche kommt nur noch ein Rinnsal. Ein zu kleines Rohr wirkt dann wie eine Engstelle.
Ist das Rohr dagegen zu groß, entsteht ein anderes Problem. Das Wasser verweilt zu lange in der Leitung, vor allem bei selten genutzten Strängen. Das kann auf Dauer hygienisch ungünstig sein, da sich in stehendem Wasser Keime vermehren können.
Man sieht: Weder „je größer, desto besser“ noch „so klein wie möglich“ ist die richtige Lösung. Es kommt auf das Verhältnis an, und das hängt stark von der konkreten Situation im Haus ab.
Die gängigen Größen im Überblick
16mm Wasserleitung
Die 16mm-Leitung (häufig gemeint ist der Außendurchmesser bei Mehrschichtverbundrohren) ist im Einfamilienhaus der Standard für die meisten Entnahmestellen. Typische Beispiele: Waschbecken, Dusche, WC oder Spülmaschine.
Sie hat einen relativ geringen Strömungswiderstand auf kurzen Strecken, lässt sich gut verlegen und ist preiswert. Der Materialverbrauch ist niedriger, und auch die Montage ist einfacher.
Allerdings stößt man bei längeren Strecken oder vielen gleichzeitigen Verbrauchern schnell an Grenzen. Bei etwa 15 bis 20 Metern Leitungslänge kann der Druck am Ende merklich abfallen.
20mm Wasserleitung
Die 20mm-Leitung kommt immer dann ins Spiel, wenn mehrere Entnahmestellen über eine gemeinsame Hauptleitung versorgt werden. Zum Beispiel vom Hausanschluss bis zum Verteiler oder bei Stockwerksleitungen.
Sie kann deutlich mehr Wasser transportieren, ohne dass der Druck spürbar nachlässt. Gerade bei modernen Häusern mit mehreren Bädern, Gartenanschluss oder Regendusche ist das ein wichtiger Punkt.
Der Nachteil: Sie ist teurer, etwas unhandlicher beim Verlegen und benötigt größere Fittings. Doch wer langfristig denkt, spart sich später Ärger mit zu geringem Wasserdruck.
Die Frage nach dem Wasserdruck
Ein zentraler Punkt bei der Wahl zwischen 16mm oder 20mm Wasserleitungen ist der Druckverlust. Je länger das Rohr und je kleiner sein Durchmesser, desto stärker sinkt der Druck bis zur Zapfstelle.
Ein Beispiel:
Angenommen, Ihr Hausanschluss liefert 4 bar Druck. Auf dem Weg durch ein zu enges Rohr können leicht 0,5 bis 1 bar verloren gehen, vor allem, wenn mehrere Geräte gleichzeitig Wasser ziehen.
Das merkt man spätestens, wenn die Waschmaschine läuft, während jemand duscht und jemand anderes den Garten bewässert. In solchen Fällen kann eine 20mm-Leitung den Unterschied machen, weil sie den Druck stabiler hält.
Fachleute berechnen das mit sogenannten Druckverlusttabellen oder Strömungsgleichungen. Aber im Alltag gilt eine einfache Faustregel: Je länger die Strecke und je mehr Verbraucher gleichzeitig angeschlossen sind, desto größer sollte das Rohr sein.
Hygiene und Wasserqualität
Warum zu große Leitungen problematisch sein können
Ein Punkt, der oft übersehen wird: In Wasserleitungen darf das Wasser nicht zu lange stehen. Wenn ein Rohr überdimensioniert ist, fließt das Wasser langsamer und verbleibt länger im Rohr. Das begünstigt die Bildung von Biofilmen oder Legionellen, ein hygienisches Risiko, das man vermeiden sollte.
Gerade in Ferienhäusern oder Gebäuden mit unregelmäßiger Nutzung ist das ein Thema. Deshalb gilt: Wählen Sie die Leitung so groß wie nötig, aber so klein wie möglich.
Praxisbeispiel:
Ein Bauherr wollte „auf Nummer sicher gehen“ und alle Leitungen mit 20mm auslegen. Nach einem Jahr gab es Probleme mit muffigem Geruch im Warmwasserbereich. Ursache war nicht die Wasserqualität an sich, sondern das langsame Austauschen des Wassers in den zu großen Leitungen. Das zeigt, dass größer nicht immer besser bedeutet.
Planung ist alles: Wie man die richtige Größe findet
In der Regel beginnt die Installation mit einer Hauptleitung (meist 25mm oder 32mm), die vom Hausanschluss kommt. Von dort gehen Stockwerks- oder Verteilerleitungen ab, die in 20mm ausgeführt werden. Zu den einzelnen Entnahmestellen führt man dann 16mm-Leitungen.
So entsteht ein abgestuftes System, das den Druck gleichmäßig verteilt und gleichzeitig die Hygiene berücksichtigt.
Moderne Installationen setzen oft auf sogenannte Ringleitungen oder T-Stück-freie Systeme, bei denen das Wasser besser zirkuliert. Auch hier spielt der Rohrdurchmesser eine Rolle, aber das Gesamtkonzept zählt mehr als eine einzelne Zahl.
Wenn Sie unsicher sind, lohnt es sich, einen Installateur oder Sanitärplaner hinzuzuziehen. Er kann anhand des Hausplans, der Leitungswege und der geplanten Verbraucher genau berechnen, wo 16mm ausreichen und wo 20mm sinnvoll sind.

Beispiele und Nutzen
Nehmen wir zwei typische Szenarien:
Beispiel 1: Kleines Einfamilienhaus mit Bad und Küche
Hier reicht eine 20mm-Zuleitung zum Verteiler und ab dort 16mm-Leitungen zu den einzelnen Anschlüssen völlig aus. Die Strecken sind kurz, und meist läuft nur eine Wasserstelle gleichzeitig. Der Druck bleibt stabil, und das Wasser wird regelmäßig ausgetauscht.
Beispiel 2: Größeres Haus mit zwei Bädern und Gartenbewässerung
In diesem Fall sollte man ab der Hauptleitung bis zu den Stockwerken 20mm-Leitungen verwenden. Abzweigungen zu einzelnen Bädern oder Zapfstellen können dann auf 16mm reduziert werden. Wenn im Obergeschoss geduscht wird, während im Garten die Sprinkleranlage läuft, bleibt der Druck gleichmäßig hoch.
Der Vorteil einer durchdachten Planung zeigt sich erst im Alltag. Niemand will in der Dusche plötzlich kaltes Wasser, weil im Erdgeschoss jemand den Hahn aufdreht.
Kosten und Aufwand
Natürlich spielt auch der Preis eine Rolle. 20mm-Leitungen sind teurer, und die Fittings kosten ebenfalls etwas mehr. Bei kleinen Projekten mag der Unterschied kaum ins Gewicht fallen, aber bei kompletten Hausinstallationen summiert es sich.
Dafür kann eine etwas größere Dimension langfristig Energie sparen, weil die Warmwasserleitung den Druck effizienter hält und die Anlage gleichmäßiger arbeitet. Letztlich ist es eine Investition in Komfort und Stabilität.
Fazit: Die richtige Dimension ist eine Frage des Gesamtsystems
Ob 16mm oder 20mm Wasserleitungen die bessere Wahl sind, lässt sich nicht pauschal beantworten. Beide Größen haben ihre Berechtigung. Entscheidend sind Leitungslängen, Zahl der Verbraucher, Nutzungshäufigkeit und gewünschter Komfort.
Für kurze Leitungen zu einzelnen Entnahmestellen ist 16mm in der Regel völlig ausreichend. Wenn aber längere Strecken oder mehrere Zapfstellen gleichzeitig versorgt werden, lohnt sich der Griff zur 20mm-Leitung.
Am Ende geht es darum, ein System zu schaffen, das zuverlässig funktioniert, hygienisch bleibt und zu den tatsächlichen Bedürfnissen passt. Wer die Planung sorgfältig durchdenkt, spart sich später viel Ärger, und hat jederzeit den richtigen Wasserdruck am Hahn.
